Gründen in Teilzeit: Warum Lebensphasen entscheidend sind – und wie Veränderung wirklich gelingen kann

Viele Frauen denken über berufliche Veränderung oder Gründung nach – oft leise, oft neben dem Alltag.
Nicht, weil ihnen Mut oder Klarheit fehlen, sondern weil sie täglich Rahmenbedingungen organisieren, die wenig Spielraum lassen: Care-Arbeit, Mental Load, berufliche Verpflichtungen, begrenzte Ressourcen.

In solchen Momenten entsteht häufig der Gedanke:

„Vielleicht gründe ich – dann bin ich flexibler.“

Diese Idee entsteht nicht „von innen heraus“, sondern aus einem gesellschaftlichen Bild, das Selbstständigkeit oft als Lösung für Vereinbarkeitsprobleme präsentiert.
Doch Gründung verändert strukturelle Rahmenbedingungen nicht automatisch.
Sie bringt neue Verantwortlichkeiten mit sich und kann die Belastung sogar erhöhen, wenn die zugrunde liegenden Bedingungen gleich bleiben.

Lebensphasen prägen berufliche Entscheidungen – und Gründungsideen entstehen selten unter Idealbedingungen

In Gesprächen mit Frauen – unter anderem im Austausch mit Teilnehmerinnen eines Workshops in Zusammenarbeit mit Bergisch Competentia – wird deutlich, wie unterschiedlich die Ausgangslagen sind, aus denen heraus berufliche Veränderung angedacht wird.

Dazu gehören zum Beispiel:
• Care-Verantwortung
• berufliche Übergangsphasen
• gesundheitliche Einschränkungen
• geteilte oder reduzierte Arbeitszeiten
• fehlende Betreuung
• Migrationserfahrung
• ein eng getakteter Alltag
• finanzielle oder zeitliche Abhängigkeiten

Diese Faktoren sind nicht privat zu lösen.
Sie gehören realistisch in die Frage einbezogen, wie berufliche Veränderung oder eine mögliche Gründung überhaupt aussehen kann.

Beim Workshop Verienbarkeit in der Gründung

Workshop “Vereinbarkeit in der Gründung”, 17.11.2025

Von links nach rechts: Kyra Senkel, Julia Lenders, Nadja Richter, Hannah Jensen, Romina Bayer

Foto: Antja Zeis-Loi

Was Frauen für tragfähige berufliche Entscheidungen brauchen

Nicht zusätzliche Flexibilität.
Nicht mehr Anpassungsfähigkeit.
Sondern:

• realistische Informationen zu Gründungsmodellen
• Beratung, die Care-Arbeit und Ressourcen berücksichtigt
• Programme, die Teilzeit und Lebensphasen mitdenken
• Strukturen, die nicht auf Vollzeitverfügbarkeit basieren
• Netzwerke, die Vielfalt als Normalität verstehen
• Entscheidungsräume ohne Rollenzuschreibungen
• Unterstützung, die nicht bewertet, sondern stärkt

Fazit: Veränderung gelingt dort, wo beruflicher Weg und Lebensphase zusammenpassen

Nachhaltige berufliche Veränderung – ob Gründung oder ein anderer Weg – entsteht, wenn sie sich an realen Lebensbedingungen orientiert.
Nicht an Idealbildern.

Die entscheidende Frage lautet:

„Welcher berufliche Weg passt zu meinem Leben – und was brauche ich, damit er gelingen kann?“

Diese Perspektive schafft Klarheit und eröffnet Optionen, die tragfähig sind – heute und langfristig.

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